Der Glöckner von Notre Dame: Das Musical in München

von Julia Beckert
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Zugegeben, der Glöckner von Notre Dame zählte wirklich nie zu meinen Lieblings Disney Filmen. Worum ging es da nochmal genau? War das nicht total grausam und schlimm, dass ich es als Kind kein erneutes Mal angeschaut habe? Ja. Die Geschichte vom Glöckner von Notre Dame ist traurig. Es ist eine Geschichte über das hässlichste Gesicht der Menschheit: Über Verachtung, Hass und die Scheu vor dem “Fremden”. Klingt wie die täglichen Nachrichten, oder? Nach der überwältigenden Kritik in zahlreichen Medien, hat mich das Disney Musical dann doch noch gekriegt.

Die Geschichte vom Glöckner von Notre Dame

Für alle, die sich genauso wie ich, nicht mehr an die Geschichte vom Glöckner von Notre Dame erinnern können, nochmal hier zur Auffrischung, worum es geht:

Der Glöckner von Notre Dame beruht auf einem Roman, des französischen Schriftstellers Victor Hugo,  der 1831 erschienen ist. Im Mittelpunkt steht Quasimodo, der Glöckner von Notre Dame, der auf Grund seiner Missbildungen vor den Menschen im Kirchturm versteckt wird. Weil Quasimodos Vater als er ein Baby war gestorben ist, nimmt sich Kardinal Claude Frollo seiner an und bildet ihn mit strenger Hand zum Glöckner von Notre Dame aus. Zum Pariser Narrenfest wagt sich Quasimodo das erste mal aus seinem Glockenturm heraus und verliebt sich prompt in die Zigeunerin Esmeralda, die mit ihrem Tanz alle Blicke der Männer auf sich zieht. Diese interessiert sich jedoch eher für den Hauptmann Phoebus, ganz zum Zorn von Kardinal Frollo, der selbst ein Auge auf das Mädchen geworfen hat.

Als Esmeralda Frollo abweist, stürzt dieser ganz Paris in ein Chaos und es beginnt eine wilde Jagd auf die Zigeuner Paris’ und insbesondere auf Esmeralda. Frollo lässt dabei nur zu deutlich wissen, dass er alles Fremde aus dem Tiefsten seiner dunklen Seele hasst. Die wilde Jagd spitzt sich zu und Esmeralda landet schließlich auf dem Scheiterhaufen. Quasimodo bezwingt seine Ängste und gibt alles, um das Zigeunermädchen zu retten und sich an Frollo zu rächen.

 

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© Johan Persson

Das Musical der Glöckner von Notre Dame

Als ich meinen Platz im Deutschen Theater einnehme, bin ich ganz gespannt. Wie schon gesagt, hat mich die Geschichte als Kind eher verängstigt als begeistert und die Videokassette wurde damals nicht mal ein zweites Mal eingelegt.

Jegliche Zweifel und Skepsis verfliegen bei mir, ehe das Ensemble mit einer ungeheuren Kraft und Lautstärke den ersten Ton von der Bühne schmettert. Wie gebannt schaue ich auf die aufwändige Bühnenkonstruktion und fühle mich sofort, als würde ich direkt im Glockenturm sitzen. Ein Darsteller taucht wie aus dem Nichts auf, erzählt die Geschichte seines Vorredners weiter, eine Darstellerin kommt hinzu und vervollständigt seinen angefangenen Satz. Wie im Fluss springen Gestalten über die Bühne, singen, schreien, erzählen und tanzen und schaffen es gekonnt, mich und alle anderen Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Ich erwische mich, wie ich mit offenem Mund das bunte Treiben auf der Bühne beobachte und will für einen Moment die Augen schließen und einfach diese unglaubliche Kraft der Musik in mich einsaugen.

 

GloecknerVonNotreDame_DeutschesTheaterMuenchen_2017___TAMBOURINE_Sarah_Bowden_as_Esmeralda_-_Photo_Johan_Persson___c_Disney

© Johan Persson

GloecknerVonNotreDame_DeutschesTheaterMuenchen_2017__Quasimodo_Photo_Johan_Persson___c_Disney

© Johan Persson

Die Darsteller sind jeder für sich absolute Ausnahmetalente. Singen, Tanzen und gleichzeitig mit einer unglaublichen Überzeugungskraft schauspielern – das muss erst mal jemand nachmachen. Es wundert mich nicht länger, dass viele der Darsteller einen Akzent haben, denn so viel Talent muss sicherlich in aufwändigen Castings weltweit gesucht werden. Besonders haut mich die Rolle des Kardinal Frollo um: Zugereiste, Ausländer, Bettler, Zigeuner: Sie alle haben in Paris für ihn nichts zu suchen und sollen verbannt werden. “Manche Menschen sind weniger Mensch. Moralisch gesehen” sagt er im Musical und bringt seinen Hass mit so viel Ausdrucksstärke und einer Wucht rüber, dass mir selbst in der zehnten Reihe Angst und Bange wird. Selten habe ich jemanden im Theater so überzeugend spielen sehen.

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© Johan Persson

Die Ernsthaftigkeit des Musicals

Das Thema regt zum Zweifeln und Nachdenken an. Die Geschichte ist grausam, denke ich mir immer wieder, während vor meinen Augen eine Szene die andere toppt. Für einen kurzen Moment erinnere ich mich, dass Theater ja immer ein kleiner Ausbruch aus dem täglichen Leben sein soll. Beim Glöckner von Notre Dame ist das allerdings anders. AFD, Trump, Flüchtlingskrise. All diese Themen tauchen plötzlich in meinen Gedanken auf und lassen das ganze Musical noch etwas ernster wirken, als die Geschichte ohnehin schon ist. Die Gedanken kreisen, während mein Mitgefühl für Quasimodo und Esmeralda bei jeder Szene steigt. Wie grausam die Menschen doch sind. Wie Hass blind machen kann und ohne Grund und Verstand alles verachtet und gejagt wird, was fremd ist und nicht dem Gewohnten entspricht.

Unbedingt ansehen!

Trotz aller Ernsthaftigkeit sorgt das Musical der Glöckner von Notre Dame für eine ordentliche Portion Entertainment. Mir fällt es schwer, in Worte zu fassen, was sich an diesem Abend vor meinen Augen abspielt. Ich drehe mich zu meiner Freundin um und sage etwas wie “Das ist, als würde dich ein Zug überrollen, unter dem du liegen willst!” Nein, ich möchte nicht unter einem Zug liegen und wahrscheinlich ist der Vergleich auch nicht gut gewählt. Fakt ist aber, dass der Glöckner von Notre Dame mit so einer Wucht auf die Zuschauer einprasselt, dass es dafür kaum den passenden Ausdruck gibt. Im absoluten positiven Sinne! Während ich Szene um Szene beobachte, merke ich, dass sich auf meinen Armen eine Gänsehaut bildet. Einige Male muss ich die Tränen zurückhalten. Bei der letzten Szene gelingt mir nicht mal mehr das und schluchzend stehe ich mit einem prall gefülltem Theatersaal auf und klatsche Beifall bis die Hände abfallen.

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© Johan Persson

Den Glöckner von Notre Dame muss man gesehen haben. Lasst euch das Spektakel nicht entgehen! Bis zum 07. Januar 2018 habt ihr noch Zeit, euch das Musical im Deutschen Theater in München anzusehen. Lasst mich doch gerne wissen, wie es euch gefallen hat! Wart ihr vielleicht schon dort? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Hinweis: Vielen Dank an das Deutsche Theater für die Pressekarten. Das Copyright der Bilder liegt bei Johan Persson. Leider durften während der Vorführung keine Fotos gemacht werden.

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1 kommentiere

Aly Chiman 9. März 2019 - 10:11

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